KVNO aktuell Letzte Änderung: 09.11.2023 00:00 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Niedergelassene wehren sich gemeinsam gegen drohenden Praxenkollaps

Ein erstes deutliches Zeichen gegen ein „Weiter so“ in der ambulanten Versorgung setzten gut 800 Vertretende der Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft – darunter 50 aus Nordrhein – im Rahmen einer groß angelegten Krisensitzung am 18. August 2023 in Berlin. Nun hat sich im Rheinland aus der Vertreterversammlung (VV) der KV Nordrhein (KVNO) heraus ein Aktionsbündnis gegründet. Sein Ziel: die Öffentlichkeit über die derzeitige Schieflage im Gesundheitssystem informieren. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) setzt derweil auf Bundesebene mit immer neuen Protestaktionen der Politik die Daumenschrauben an.

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© KV Nordrhein | KBV | MockDrop
Die KBV startet im Rahmen der Aktion #praxenkollaps eine der größten Umfragen zur Situation in den Praxen seit vielen Jahren.

Der Widerstand unter den Niedergelassenen wird immer größer: Was mit der Krisensitzung in Berlin als erster großer Paukenschlag begann, nimmt weiter Fahrt auf. Im Rheinland wollen die Mitglieder des Aktionsbündnisses „Praxenkollaps – Nordrhein“ in den kommenden Wochen ein deutliches Zeichen setzen – und dabei auch die Patientinnen und Patienten mobilisieren. Um den bisherigen Kurs der Bundespolitik, derzeit angeführt von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, ändern zu können, brauche es laut der Initiative den Druck der Bevölkerung, denn dies seien schließlich Wählerstimmen.

Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von mehr als 30 ärztlichen und psychotherapeutischen Berufsverbänden und Versorgergruppen aus Nordrhein, entstanden aus der VV der KVNO. Seine Mission: der Bevölkerung die Folgen der aktuellen Fehlentwicklung im Bereich der ambulanten Versorgung aufgrund jahrelanger falscher Entscheidungen der Politik aufzeigen, verbunden mit dem Appell an Patientinnen und Patienten, selbst aktiv zu werden. Sie müssten ihre Sorgen und Forderungen in den politischen Gremien, bei ihren gesetzlichen Krankenkassen, aber auch in den Medien deutlich machen, heißt es vonseiten der Initiatoren.
 

Öffentlichkeitsoffensive gestartet

Um die Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, will das Aktionsbündnis durch Patienteninformationen in den Praxen vor Ort, landes- und bundespolitische Aktionen sowie über neu geschaffene Social-Media-Kanäle in die Offensive gehen. Auf der Bundesebene treibt der Dachverband der KVen, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Proteste weiter an und hat eine eigene Aktionssite im Internet gestaltet. Unter praxenkollaps.info sollen nicht nur die politisch Verantwortlichen auf die unhaltbare Lage in den Praxen aufmerksam gemacht werden. Die Site informiert auch Bürgerinnen und Bürger über die derzeitige Situation der Praxen und deren Leistungen, erklärt, warum ein Praxenkollaps droht und was die Politik jetzt unternehmen muss, um die wohnortnahe ambulante Versorgung zu erhalten.

Appell an Bevölkerung

Die KBV hat außerdem ein Plakat gestaltet, damit Praxen im Wartezimmer auf ihre Situation aufmerksam machen sowie bei ihren Patientinnen und Patienten um Unterstützung für die Mailing-Aktion (siehe Kasten) werben können. Niedergelassene können das Poster unter kbv.de entweder downloaden und ausdrucken oder aber im DIN-A3-Format bei der KBV bestellen. Praxen haben darüber hinaus die Möglichkeit, von ihrer Website auf die Aktionssite zu verlinken. Weitere große Aktionen hat die KBV für das Jahr 2024 avisiert. Der Druck auf Karl Lauterbach steigt damit weiter. Doch bisher hat sich der Bundesgesundheitsminister nicht substanziell auf Forderungen und Lösungsvorschläge aus der Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft eingelassen.
Sämtliche Informationen zur Aktion #Praxenkollaps mitsamt Videostatements aus Nordrhein zur Krisensitzung der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft finden sich gebündelt auf der KVNO-Sonderseite unter kvno.de/praxenkollaps.

  • Jana Meyer

Bundesweite KBV-Umfrage zur Lage der Praxen

Noch bis zum 20. November 2023 führt die KBV gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) eine Online-Befragung unter der Vertragsärzte- und Psychotherapeutenschaft durch. Es gilt zu ermitteln, wie die aktuelle Lage der Praxen ist und was diese benötigen, um ihre Patientinnen und Patienten angemessen versorgen zu können. Vertragsärztinnen und -ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten erhalten per E-Mail oder auf dem Postweg einen persönlichen Zugangscode, um an der Online-Befragung teilnehmen zu können. Die Bearbeitung der Umfrage benötigt rund zehn Minuten.

Die Ergebnisse sollen am 8. Dezember 2023 in der KBV-Vertreterversammlung vorgestellt werden.