Niederlassungsberatung: „Wir begleiten den gesamten Prozess der Praxisgründung“

Nullachtfünfzehn-Tage? Die gibt es für die Niederlassungsberaterin Joelle Bourbon nicht: „Ich mag meinen Job auch deshalb sehr, weil er so abwechslungsreich ist. Ich muss mich immer wieder neu in die Materie hineindenken, um die Leute in der Beratung bestmöglich auf ihrem individuellen Weg in die Niederlassung zu unterstützen.“ Das Spektrum, mit dem Bourbon bei ihrer Arbeit zu tun hat, ist facettenreich. „Wir begleiten den gesamten Prozess der Niederlassung engmaschig.“

Als Teil der Beratungsabteilung der KV Nordrhein unterstützt die NLB Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten in allen Fragen der Praxisgründung oder -übernahme von A wie Anstellung bis Z wie Zulassung. Im persönlichen Gespräch bietet das Team individuelle Lösungen für die persönliche Situation der Einzelnen, natürlich unter Berücksichtigung geltender Gesetze, Richtlinien und Bestimmungen. Beratungen sind telefonisch, per Videokonferenz und an den Standorten Köln, Düsseldorf und Aachen möglich. Auch Veranstaltungen gehören zum Service. Neu gestartet sind Workshops zu den Themen Betriebswirtschaftslehre und Praxismarketing. Zurzeit bietet das NLB-Team sechs selbst konzipierte Seminare an. Auf Messen wie zuletzt dem medizinischen Kongress für Wissen und Netzwerken, ä23, werben die Beraterinnen und Berater aktiv für den Weg in die Niederlassung.

Immer mit guten Tipps behilflich

Was kann die Niederlassungsberatung nicht leisten? „Wir können, bildlich gesprochen, die Niederlassungsinteressierten nicht komplett an die Hand nehmen“, sagt Joelle Bourbon. Bei Themen wie Privatrecht, zum Beispiel Praxiswertermittlung, könnten sie nicht helfen. Dafür haben die Profis aber fast immer einen Tipp parat, wo spezielle Informationen zu finden sind beziehungsweise an welcher Stelle weiterführende Beratung stattfindet. „Wir können nicht aktiv bei der Suche nach einem Nachfolgenden für die eigene Praxis unterstützen, aber wir wissen, wo Kontakte geknüpft werden können“, gibt sie ein Beispiel. Hier böten die Online-Plattform für Gesuche und Angebote, die KVBörse, und auch KVNO-Veranstaltungsformate wie der Praxisbörsentag (s. Seite 14) oder die Stadt- und Landpartie entsprechende Möglichkeiten.

Nach Veranstaltungen wie der Stadtpartie erhalten Bourbon und ihre Kolleginnen und Kollegen vermehrt Anfragen für Beratungstermine. Sie empfiehlt daher, sich frühzeitig um einen Termin zu kümmern. Die Vorlaufzeit liege zurzeit bei gut vier Wochen. „Für das Gespräch ist es sehr hilfreich, uns vorab Infos zu den Themen zukommen zu lassen, die vorrangig besprochen werden sollen. Dann können wir uns gezielt vorbereiten und noch passgenauer beraten“, betont Bourbon. Die NLB biete im Netz außerdem verschiedene Online-Vorträge an, die bereits vor dem Beratungstermin einen guten ersten Überblick zum Thema vermittelten.

Beratung im Tandem
Was viele nicht wissen: Abgebende und Übernehmende können sich auch gemeinsam beraten lassen. So kann im Gespräch erarbeitet werden, wie die Nachfolge bestmöglich für alle Beteiligten gestaltet werden kann. Dabei spielen natürlich auch die Patientinnen und Patienten eine Rolle: „Es ist immer vorteilhaft, einen fließenden Übergang zu gestalten. Im besten Fall arbeiten Abgebende und Übernehmende noch eine gewisse Zeit zusammen“, so Bourbon. Nachfolgende könnten zum Beispiel vor der Übernahme der Praxis zunächst angestellt, oder es könnte ein Jobsharing-Modell umgesetzt werden, um eine gute Einarbeitung zu gewährleisten, aber auch, um die Patientinnen und Patienten an den Neuen oder die Neue in der Praxis zu gewöhnen.
Und Joelle Bourbon kennt selbstverständlich auch sehr gute Gründe für einen Praxiseinstieg: „Die Arbeit ist freier, flexibler und familienfreundlicher. Niedergelassene können sich ihre Stunden selbst einteilen, haben größere Chancen auf mehr Freizeit. Anders als in der Klinik gibt es keinen Wochenend- und Schichtdienst. Kurzum: Der Praxisjob ist viel selbstbestimmter.“

• Jana Meyer