MFA KVNO aktuell Letzte Änderung: 17.07.2024 11:06 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

MFA-Recruiting: Neue Wege bei der Personalfindung

Die Suche nach Fachkräften ist in diesen Zeiten für Arbeitgeber schwierig. Auch viele nordrheinische Arztpraxen stellt die Personalsuche vor große Herausforderungen.

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Work-Life-Balance: Die Attraktivität für Bewerbende steigt, wenn Praxen Homeoffice ermöglichen.

Immer wieder berichten Niedergelassene, dass sie offene Stellen für Medizinische Fachangestellte (MFA) nicht besetzen können, weil es zu wenig Bewerbende auf dem Markt gibt oder deren Ansprüche an den Job zu hoch sind. Aber stimmt das wirklich? Fakt ist: Arbeitsuchende von heute haben eine größere Auswahl an Jobs und somit auch eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber Arbeitgebenden. Zudem haben junge Arbeitskräfte oftmals andere Erwartungen an die Arbeitswelt als ältere. Für Praxen bedeutet das, dass auch sie sich bei potenziellen Mitarbeitenden bewerben müssen.

Jede Generation im Arbeitsleben zeichnet sich durch bestimmte Merkmale, Bedürfnisse und Wünsche aus“, sagt Heike Venken aus der Personalabteilung der KV Nordrhein.

Jüngere Arbeitskräfte, die aktuell und in den kommenden Jahren ins Berufsleben starten, gehören großenteils zur sogenannten Generation Z – geboren, grob gesagt, zwischen 1996 bis 2009. Verschiedene Studien haben die Wünsche und Bedürfnisse dieser Generation analysiert. Viele kommen zu ähnlichen Ergebnissen: „Die Generation Z wünscht sich tendenziell unter anderem geregelte Arbeitszeiten mit einem konkreten Dienstschluss, unbefristete Verträge und klar definierte Strukturen. Selbstverwirklichung sucht diese Generation nicht mehr vorrangig im Beruf, sondern eher in der Freizeit“, resümiert Heike Venken.Erklärt werden diese Wünsche in den Studien häufig mit der gesellschaftlichen Entwicklung. In unsicheren Zeiten, die durch Krisen wie Pandemie, Kriege und Klimawandel geprägt sind, spielen feste Strukturen und ein sicherer Job insbesondere bei jungen Menschen eine größere Rolle als bei den Generationen zuvor. Ein angemessenes Gehalt ist der Generation Z zwar wichtig, steht aber nicht mehr an erster Stelle.

Dafür können Arbeitgebende mit Themen wie Diversität, Achtsamkeit oder Nachhaltigkeit bei der Generation Z punkten. Wichtig sind jungen Menschen auch eine klare und transparente Kommunikation, Feedback zur eigenen Arbeit, die Möglichkeit, sich weiterzubilden, und ein wertschätzendes Arbeitsklima. Letzteres wünschen sich alle Arbeitnehmenden, egal ob jung oder alt. Und das sind die Anforderungen, die sich im ambulanten Bereich mit den flachen Hierarchien, kürzeren Kommunikationswegen und geregelten Sprechstundenzeiten häufig besser umsetzen lassen als im stationären Bereich. Gute Voraussetzungen, könnte man schlussfolgern. Aber es gibt auch weitere Kriterien, die für Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer ausschlaggebend sind.

Arbeitszeitmodelle neu denken

Werden diese Themen in der Praxis gelebt, gehören sie auch in Stellenanzeigen, ebenso wie bestimmte Benefits, die nicht jede Praxis anbietet. Das können zum Beispiel zusätzliche Urlaubstage sein, kostenloses Obst für alle Mitarbeitenden, die Beitragsübernahme für einen Sport-Kurs oder etwa Arbeitszeitmodelle, die mehr Raum für die Kinderbetreuung oder Freizeitgestaltung zulassen.

Sucht eine Praxis zum Beispiel MFA in Vollzeit und findet keine passenden Bewerberinnen oder Bewerber, könnte es sich lohnen, mehrere Teilzeitstellen auszuschreiben und zu schauen, wie sich die Arbeit sinnvoll und zur Zufriedenheit aller Beteiligten am besten gestalten lässt. Und warum nicht auch die Möglichkeit zum Homeoffice anbieten? Insbesondere administrative Tätigkeiten lassen sich am heimischen Schreibtisch oft effektiver erledigen als bei regem Betrieb in einer Praxis.

Arbeitgeberattraktivität steigern

Durch die Möglichkeit zum Homeoffice können Sie als Praxischefin oder Praxischef Ihren Angestellten – egal, welcher Generation sie angehören – eine bessere Work-Life-Balance bieten und damit auch Ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Die Grundhaltung sollte sein: Wir bewerben uns bei den Bewerbenden und sie sich bei uns. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil Bewerbende in Zeiten vieler offener Stellen die Wahl haben und ihre Verhandlungsposition stärker ist, als wenn es zu viele Bewerbende auf dem Markt gibt.

Viele Praxen nutzen deshalb schon lange ihre eigene Internetsite, um ihre Praxis ansprechend zu präsentieren. Doch jungen Menschen von heute reicht das oft nicht. Sie sind die Generation, die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Daher werden sie auch gern als „Digital Natives“ bezeichnet. Die Nutzung von Social Media ist für sie selbstverständlich, Plattformen wie Instagram und TikTok nutzen sie täglich. Viele von ihnen beziehen ihre Informationen großenteils aus sozialen Netzwerken – und damit auch Informationen über Unternehmen und potenzielle Arbeitgeber.

Social Media zur Personalfindung nutzen

Einer Umfrage von ARD und ZDF von November 2023 zufolge war Instagram bei den 14- bis 29-Jährigen im vergangenen Jahr mit Abstand die beliebteste und täglich meist genutzte Plattform im Social-Media-Bereich, gefolgt von Snapchat und TikTok. Erst an vierter Stelle rangierte Facebook in dieser Altersgruppe. Bei den 30- bis 39-Jährigen ist Instagram auch noch der beliebteste Kanal, aber dicht gefolgt von Facebook an zweiter Stelle. Erst bei den 40- bis 49-Jährigen ist Facebook die beliebteste Plattform, gefolgt von Instagram. Snapchat und TikTok spielen in den beiden letztgenannten Altersgruppen nur eine untergeordnete Rolle.

Diese Erkenntnisse sind wichtig, um zu verstehen, über welche Kanäle man junge Menschen erreicht – und diese Möglichkeit auch zur Personalfindung nutzt. Immer mehr Praxen erkennen das und schalten Jobanzeigen deshalb auch über Social Media mit dem Angebot, zunächst eine Kurzbewerbung abzugeben und ausführliche Unterlagen erst später einzureichen. Bei der Personalfindung über Social Media geht es in erster Linie darum, den Bewerbenden den Einstieg in den Job so unkompliziert wie möglich zu machen. Wichtig ist, auf solche Kurzbewerbungen schnell zu reagieren, denn Schnelligkeit ist in der Social-Media-Welt das A und O.

Wie die Präsentation als attraktiver Arbeitgeber aussehen kann und sich Social Media als Recruiting-Kanal nutzen lässt, zeigt das Klinikum Dortmund auf sehr unterhaltsame Weise. In kreativen Videos vermitteln Beschäftigte auf den gängigen Social-Media-Kanälen der Klinik Freude an der Arbeit und fordern Jobsuchende dazu auf, Teil des Teams zu werden. Natürlich lassen sich die Social-Media-Aktivitäten einer großen Klinik nicht unbedingt auf eine kleine Arztpraxis übertragen, aber eine MFA, die beispielsweise Einblick in ihren Arbeitsalltag gibt, Spaß an der Arbeit vermittelt und ein gutes Miteinander in der Praxis betont, kann auch für Ihre Praxis ein positives Aushängeschild sein.

  • Simone Heimann

 

 

KV Nordrhein unterstützt Praxen digital und analog

Die KV Nordrhein unterstützt Praxen auch bei der Personalfindung, zum Beispiel über die KVbörse, die sie gemeinsam mit der KV Westfalen-Lippe betreibt. Auf kvboerse.de können Praxen Stellenanzeigen schalten und Stellengesuche von MFA einsehen. Jobbörsen bieten auch die Ärztekammer Nordrhein und die Agentur für Arbeit an. Diese sind erreichbar unter aekno.de/mfa/jobboerse sowie arbeitsagentur.de/jobsuche.

Darüber hinaus ist die KV Nordrhein mehrmals im Jahr auf Jobmessen vertreten. „Mit der Teilnahme an den Jobmessen möchten wir unsere Mitglieder bei der Suche nach Mitarbeitenden unterstützen und viele Menschen auf den spannenden Beruf aufmerksam machen. Für einzelne Praxen wären der Aufwand und die Kosten zu groß, an solchen Messen teilzunehmen. Deswegen sind wir stellvertretend für sie im Einsatz“, erklärt Viktoria König, Abteilung Nachwuchsgewinnung Ärzteschaft und MFA.

„Abseits der digitalen Welt gibt es selbstverständlich auch die Möglichkeit, freie Stellen über Aushänge im Wartezimmer zu platzieren, über Patientinnen und Patienten zu kommunizieren oder Mitarbeitende mit einer Prämie zu belohnen, wenn sie offene Stellen empfehlen und Praxen über diesen Weg neue Mitarbeitende finden“, ergänzt Viktoria König.