KVNO aktuell Letzte Änderung: 14.05.2024 14:02 Uhr Lesezeit: 5 Minuten

Kampagne zur Rettung der Praxen: „Die Politik muss endlich handeln – und zwar jetzt!“

Wohnortnah, leicht zu erreichen – einfach nah bei den Menschen sind die Niedergelassenen mit ihren Praxen.

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© KV Nordrhein
Es muss sich etwas bewegen: Das Kampagnen-Rad tourt zurzeit mit Plakat-Anhänger durch Deutschland.

Sie begleiten ihre Patientinnen und Patienten vertrauensvoll durch alle Lebenslagen, oft über eine lange Zeit. Aber: Die politischen Rahmenbedingungen machen den Praxen die Arbeit schwer. Eine gemeinsame Kampagne der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) macht seit April 2024 auf die zugespitzte Situation aufmerksam. Zentrale Forderungen: weniger Papierkram, mehr Patientenzeit, faire Finanzierung und funktionierende Digitaltechnik.

Der Hausarzt weiß, dass sein Patient gerade eine schwierige Scheidung durchgemacht hat. Die Gynäkologin kennt die Enttäuschung ihrer Patientin, die schon lange versucht, schwanger zu werden. All das wissen sie, weil sie sich Zeit für ihre Patientinnen und Patienten nehmen – Zeit, die sie eigentlich gar nicht haben –, trotz langer Arbeitstage. Denn Bürokratie und nicht ausgereifte Digitalisierungsmaßnahmen kosten zu viele Ressourcen. „In einer Sechs-Minuten-Taktung kann ich die Bedürfnisse der Patientinnen einfach nicht erfüllen“, sagt Dr. med. Nicole Mattern, die als niedergelassene Gynäkologin für die Kampagne vor der Kamera stand und mehr Unterstützung von der Politik fordert.

Diese Nähe der Niedergelassenen zu ihren Patientinnen und Patienten ist etwas Einzigartiges, eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung – doch ihr droht Gefahr. Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen, mit denen die ambulant Tätigen konfrontiert werden, machen es ihnen immer schwerer. Um die politischen Entscheiderinnen und Entscheider sowie die breite Bevölkerung auf die Missstände aufmerksam zu machen, starten die KBV und die Länder-KVen die neue Kampagne „Wir sind für Sie nah“. Denn eines hat nicht zuletzt eine bundesweite Umfrage in den Praxen gezeigt: Alle Kolleginnen und Kollegen arbeiten gern – aber sie sind erschöpft.

Der Startschuss zur Kampagne fiel am 22. April 2024 bei einer Pressekonferenz in Berlin und mit öffentlichkeitswirksamen TV-Spots auf unterschiedlichen Kanälen. Zudem wurde deutschlandweit plakatiert – an Bushaltestellen, Litfaßsäulen und Co. – und auch in digitalen Anzeigen sind die emotionalen Motiven zu sehen sein, bis hin zu den sozialen Medien. Ziel: eine möglichst breite Öffentlichkeit erreichen. Zudem wurden in einer ersten Ankündigungsphase bereits ab dem 2. April politische Entscheiderinnen und Entscheider über zielgruppenspezifische Online-Medien wie Branchen-Newsletter und Podcasts gezielt auf die kommende große Kampagne aufmerksam gemacht.

Niedergelassene unterstützen die Kampagne

Für das Shooting der Kampagnenmotive hatten die KVen einen großen Bewerbungsaufruf gestartet. Die Resonanz war riesig: Innerhalb einer Woche bewarben sich über 300 interessierte Ärztinnen, Ärzte, Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit einem Foto oder kurzen Video, um das Vorhaben zu unterstützen. Am Ende wurden sieben Ärztinnen und Ärzte sowie eine Psychotherapeutin zu einem Shooting in Berlin eingeladen. Bei der Auswahl wurde zum einen darauf geachtet, möglichst viele Fachrichtungen darzustellen, zum anderen darauf, dass Niedergelassene aus verschiedenen Regionen in Deutschland dabei sind. In echten Praxisräumlichkeiten in Berlin standen sie Anfang März vor der Kamera, um mit Models in der Rolle der Patientinnen und Patienten alltagsnahe Praxissituationen nachzustellen. Zusätzlich wurden Videointerviews geführt, um über die Situation in den Praxen zu sprechen. Diese Filme werden im Laufe der Kampagne sowohl auf der Kampagnenwebsite als auch auf den Social-Media-Kanälen der Kampagne ausgespielt.

Neben dem Shooting wurden Mitte März zwei Kampagnenfilme durch den kalifornischen Regisseur Ashkan Memarian umgesetzt. Das Besondere dabei: Die Szenen wurden so gedreht, dass sie aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte als auch der Patientinnen und Patienten erzählt werden.

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„Die Politik verschließt weiterhin die Augen vor einem Problem, das schon lange nicht mehr übersehen werden kann: Unsere Praxen sind am Limit – infolge der seit Jahren herrschenden Unterfinanzierung und Benachteiligung der Praxen gegenüber dem stationären Bereich. Eine aktuelle repräsentative Civey-Umfrage belegt klar, dass die Bevölkerung mit großer Sorge auf die momentane Situation im ambulanten Sektor blickt. Mehr als die Hälfte der Befragten hat Angst, ihre Praxis könne in naher Zukunft schließen. Mit der groß angelegten Kampagne von KBV und Länder-KVen wenden wir uns nun an die Öffentlichkeit. Denn die Politik muss nicht nur endlich hinsehen, sondern handeln – und zwar jetzt!“

Dr. med. Frank Bergmann Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender

Weitere Infos zur Kampagne

Umsetzung:
ressourcenmangel GmbH
    
Auftraggeber:
KBV und Länder-KVen

Dauer:
zunächst bis Ende 2024,
Verlängerung geplant
   
Alle Hintergründe auf der Kampagnen-Website unter rettet-die-praxen.de

Anfragen und Anliegen rund um die Kampagne können per E-Mail an info@kbv.de gerichtet werden.

Wir sind für Sie nah: die Zahlen

91 Prozent der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft fühlen sich durch die bürokratischen Aufgaben überlastet.

62 Prozent der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft fühlen sich durch ihre Arbeit ausgebrannt.

88 Prozent der Ärzte- und Psychotherapeutenschaft sagen, dass die derzeitigen Digitalisierungsmaßnahmen ihren Praxisablauf beeinträchtigen.

50 Prozent der Patientinnen und Patienten haben Sorge, dass ihre Praxis bald schließt.

62 Prozent der Patientinnen und Patienten sagen, dass sich die Arztpraxen in einer Notlage befinden.

51 Prozent der Patientinnen und Patienten finden das Thema ärztliche Versorgung wichtig für ihre Wahlentscheidung.