Letzte Änderung: 26.06.2024 12:46 Uhr

KOSA-Online-Talk: Schlafstörungen

„Schlaf gut!“ Das sagt sich so leicht. Doch wieso schlafen so viele Menschen so schlecht, liegen nachts wach und fühlen sich am nächsten Tag gerädert und erschöpft?

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© KV Nordrhein
Das Bild zeigt v. l.: Dr. Corinna Frohn, Hartmut Rentmeister, Stephanie Theiß

Im KOSA-Online-Talk „Gesund und gut schlafen - was hilft und was nicht?“ drehte sich alles um das Grundbedürfnis Schlaf.

Es ist zum Verzweifeln: Trotz Einhalten sämtlicher Regeln zur Schlafhygiene, Atemtechniken, Entspannungstricks – der Schlaf will sich einfach nicht einstellen. Etwa sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland laut Krankenkassen-Analysen an Schlafstörungen. Das Interesse an der Veranstaltung war entsprechend groß.

Erholung für Körper und Geist

Zum besseren Verständnis des Schlafs stellte Dr. Christine Blume eingangs das Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulierung vor, wonach die beiden Faktoren Schlafdruck und Uhrzeit den Schlaf-Wach-Rhythmus steuern. Blume ist Psychologin und Schlafforscherin an der Uni Basel und Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel. Und jeden Dienstag zu hören im Deutschlandfunk-Podcast „Über Schlafen“.

Schlafstörungen können organisch oder nicht-organisch bedingt sein, erläuterte Dr. med. Corinna Frohn, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Schlafmedizin am MVZ Bethanien in Solingen. Zu Ersteren gehören Atem- oder Bewegungsstörungen wie Schlafapnoe oder Restless-Legs-Syndrom, zu Letzteren Parasomnien und Dyssomnien wie die bekannte Insomnie mit langanhaltenden Ein- und Durchschlafstörungen.

Gedankenkarussell anhalten

Zu einer Insomnie kann vieles beitragen. Privater oder beruflicher Stress, Erkrankungen, Schichtdienst, aber auch Gene und Persönlichkeitseigenschaften wie die Tendenz, sich viele Sorgen zu machen. Beide schlafmedizinischen Expertinnen waren sich einig: Schlechter Schlaf ist kein Schicksal, sondern kann erfolgreich behandelt werden.

Was hilft gegen Schlafstörungen?

Psychotherapie und Medikamente. Mittel der Wahl der modernen Schlafmedizin ist eine Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung. Dabei wird an auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren angesetzt, damit sie sich verändern und nicht etablieren. „Ohne ärztliche Begleitung regelmäßig zu Schlaftabletten zu greifen ist nicht optimal“, so Blume.

Davon ist auch Hartmut Rentmeister aus eigener Betroffenheit überzeugt. Er bietet in der Selbsthilfegruppe „Chronische Schlafstörungen“ Erfahrungsaustausch und Beratung. „Wir haben mehr Zeit als ein Arzt, um Zuzuhören, Anlaufstellen und passende Kliniken zu finden.“ Rentmeister, auch Patientenvertreter im Gemeinsamen Bundesausschuss G-BA, berät telefonisch und online. Die Anfragen kommen aus dem gesamten Bundesgebiet, denn „zu Schlafapnoe gibt es zig Selbsthilfegruppen, nicht aber für die Volkskrankheit chronische Schlafstörung.“

Zaubermittel gewünscht

Für und Wider Schlaftabletten, pro und contra Schlaflabor, welche Parameter kann ich allein beeinflussen … Stephanie Theiß, Leiterin der KOSA (Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten) hatte als Moderatorin viel zu tun, denn Schlag auf Schlag trudelten die Fragen aus dem Chat ein wie in einer Art offenen Sprechstunde.

Obwohl wir etwa ein Drittel des Lebens im Schlaf verbringen, nimmt dieses Thema im Medizinstudium keine große Rolle ein. Corinna Frohn empfiehlt Ärztinnen und Ärzte, bei ihren Patienten zunächst zu klären ob eine organische oder nicht-organische Störung vorliegt und dann entsprechend zum Facharzt, etwa Pneumologe, Neurologe, Psychiater oder Schlafmediziner zu überweisen. Ziel ist es, die Patienten in die Lage zu versetzen, dass sie ihre Schlafstörung selbst gut behandeln können.