MFA KVNO aktuell Letzte Änderung: 23.09.2024 00:00 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

KVNO will Quereinsteigende weiterbilden

Praxen haben es oft schwer, qualifiziertes Personal zu finden. Darüber haben wir in dieser Serie schon häufiger berichtet. Die Abteilung Nachwuchsgewinnung Ärzteschaft und MFA der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) wollte es nun genauer wissen und die angespannte Personalsituation in den Praxen durch Zahlen stützen.

Deshalb hat sie kürzlich alle ärztlichen Praxen in Nordrhein eingeladen, an einer Umfrage zum Thema MFA-Recruiting teilzunehmen. Wir stellen die Ergebnisse vor und erklären, mit welchen Projekten die KVNO Praxen künftig bei der Personalsuche unterstützen will.

Wie gut finden Niedergelassene qualifiziertes Personal für die eigene Praxis? Für mehr als zwei Drittel der von der KVNO Befragten gestaltet sich die Suche „sehr schwierig“. Fachfremdes Personal stellt laut Umfrage bisher kaum eine Praxis ein, um die Lücke im Team zu schließen. Der Großteil von ihnen kann sich dies aber künftig vorstellen. Für die KV Nordrhein ist das eine Chance, die Personallage in den Praxen zu entspannen: Sie will Quereinsteigende entsprechend weiterbilden. „Qualifizierte Praxismitarbeitende sind für die nordrheinischen Praxen enorm wichtig, denn sie sorgen für reibungslose Arbeitsabläufe und eine gute Betreuung der Patientinnen und Patienten in den Praxen“, sagt Jonas Bördner, Bereichsleiter Gesundheitspolitik und Strategische Sicherstellung.

Alle nordrheinischen ärztlichen Praxen hatten kürzlich vier Wochen Zeit, anonym an einer standardisierten Online-Befragung teilzunehmen. „Ziel der Befragung war es, die Personallage speziell in nordrheinischen Praxen darzustellen und aus den Erkenntnissen weitere Unterstützungsmaßnahmen durch die KV Nordrhein abzuleiten“, sagt Linda Anders, Leiterin der Abteilung Nachwuchsgewinnung Ärzteschaft und MFA. Bei der Befragung kamen 520 vollständig ausgefüllte Antworten zurück und wurden ausgewertet. Das entspricht einer guten Rücklaufquote von 12 Prozent. Die meisten ausgefüllten Fragebögen sendeten hausärztliche Praxen zurück. Drei Viertel der ausgewerteten Fragebögen kamen von Praxen aus eher städtischen Gemeinden mit mehr als 40.000 Einwohnenden. Bei der Praxisform überwogen Einzelpraxen. „An der Stelle möchten wir uns bei allen teilnehmenden Praxen für den Aufwand und die wertvollen Informationen bedanken“, ergänzt Anders.

KVNO fördert Personalqualifizierung

Zum 14. Oktober dieses Jahres sollen die Pilotprojekte „Administrative/r Praxisassistent/in“ für Quereinsteigende und „Digital-technische/r Assistent/in“ für MFA starten. Ziel ist es, Praxismitarbeitende in nordrheinischen Praxen durch berufsbegleitende Fortbildungsangebote im E-Learning-Format zu den Themen Quereinstieg und Digitalisierung zu unterstützen. Diese Angebote sollen – nach erfolgreichem Abschluss der beiden Pilotprojekte – das bisherige, umfassende Beratungsangebot der KV Nordrhein sinnvoll ab nächstem Jahr ergänzen.

Administrative/r Praxisassistent/in (APA) für Quereinsteigende: Einige Verwaltungstätigkeiten können von fachfremdem Personal übernommen werden und somit die MFA in der Praxis entlasten. Ziel dieses Projektes ist es, Personen anderer Berufsgruppen durch den Quereinstieg zu Verwaltungsassistentinnen und -assistenten in der Praxis weiterzubilden. Dadurch sollen die MFA in den Praxen entlastet werden. Das Pilotprojekt soll 30 Personen aus nordrheinischen Praxen berufsbegleitend – vormittags Praxis, nachmittags Online-Unterricht – als Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger qualifizieren.

Praxen, die bereits Quereinsteigende beschäftigen oder dies planen und für das Personal eine Qualifizierung wünschen, können sich ab sofort für das Pilotprojekt anmelden. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung sind zu finden unter kvno.de/digital-fortbildung.

Digital-technische/r Assistent/in (DTA): Die fortschreitende Digitalisierung stellt Praxen vor große Herausforderungen. Insbesondere den MFA kommt hierbei eine besondere Rolle zu, denn sie managen häufig die Umstellung auf digitale Praxisprozesse. Mit der Fortbildung zum/zur DTA, die ebenfalls berufsbegleitend als Online-Fortbildung angeboten wird, unterstützt die KV Nordrhein MFA dabei, ihre Digitalkompetenzen zu erweitern. Damit fördert sie die Digitalisierung in den Praxen und unterstützt Ärztinnen und Ärzte bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen. Im Rahmen des Pilotprojektes kann je eine Mitarbeiterin beziehungsweise ein Mitarbeiter aus 30 nordrheinischen Praxen an der Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen. Ziel der Fortbildung ist es, die Grundzüge der Digitalisierung zu vermitteln und damit eine Grundlage für die Umsetzung von Digitalisierungsprozessen in den Praxen zu schaffen.

Wenn Sie an dem Pilotprojekt interessiert sind, können Sie Ihre leitende oder mit der Digitalisierung beauftragte MFA dazu anmelden. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung sind zu finden unter kvno.de/digital-fortbildung. Bitte beachten Sie, dass nur ein Platz je Praxis berücksichtigt werden kann. Die Vergabe erfolgt nach Eingang der Anmeldung, bis die Plätze vollständig belegt sind.

Weitere Umfrage-Ergebnisse

Der Befragung zufolge arbeiten nur 34 Prozent der MFA in nordrheinischen Praxen in Vollzeit. Fast die Hälfte der MFA (47 Prozent) arbeitet in Teilzeit. Hinzu kommen elf Prozent Auszubildende. Acht Prozent der Beschäftigten haben einen Minijob. Mit einem Frauen-Anteil von 98 Prozent ist der MFA-Beruf in Nordrhein nach wie vor stark weiblich geprägt.

Hohe Personalfluktuation

Ein weiteres, zentrales Ergebnis: Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 herrscht eine hohe Fluktuation in nordrheinischen Praxen. Knapp drei MFA je Praxis wechselten seitdem durchschnittlich den Job – die meisten vom ambulanten in den stationären Versorgungsbereich, also von der Praxis in die Klinik. Auf Platz zwei der Gründe für einen Jobwechsel standen Konflikte im Team, gefolgt von Elternzeit beziehungsweise familiären Gründen auf Platz drei. Der Wechsel in einen nichtmedizinischen Bereich stand auf Platz vier.

Darüber hinaus gingen auch einige MFA in den Ruhestand. Ein kleiner Teil nahm ein Studium auf und beendete deshalb die Beschäftigung als MFA. Nur 21 Prozent der Praxen, die an der Umfrage teilnahmen, gaben an, seit 2020 keine Personalfluktuation gehabt zu haben.

Konflikte im Team?

Die Ärztliche Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung in Nordrhein bietet zu diesem und anderen Themen – etwa Wunsch nach besserer
Kommunikation oder mehr Gelassenheit im Praxisalltag – regelmäßig Seminare an. Schauen Sie einmal rein: akademie-nordrhein.de/fortbildungen-mfa
 

MFA-Recruiting braucht Zeit

Bei der Besetzung offener MFA-Stellen brauchen Praxen inzwischen viel Geduld. Knapp 25 Prozent gaben in der Befragung an, ein Jahr oder länger zu benötigen, bis sie geeignetes Personal gefunden haben. 22 Prozent der Praxen erhielten auf die zuletzt angebotene Stelle keine einzige Bewerbung. Insgesamt ist es für Praxen sehr schwierig (66 Prozent) beziehungsweise schwierig (25 Prozent), qualifiziertes Personal zu finden. Nur neun Prozent finden die Personalsuche normal bis einfach.

Bei der Frage nach den Gründen, weshalb es nach dem Vorstellungsgespräch nicht zu einer Anstellung kam, liegen auf den ersten drei Plätzen: Der Mitarbeitende passte nicht ins Team, war nicht ausreichend qualifiziert oder hatte zu hohe Gehaltsansprüche. Dabei gab mehr als die Hälfte der Praxen an, übertariflich zu zahlen, Fort- und Weiterbildungen zu fördern und Beiträge zur betrieblichen Altersversorgung zu leisten.

„Schaut man auf weitere Wünsche, mit denen die MFA an ihre Arbeitgeber herantreten, und auf die Maßnahmen, die die Arbeitgeber bereits leisten, lässt sich feststellen, dass die Praxen schon viel tun, um passende Praxismitarbeitende zu finden und zu halten“, sagt Viktoria König von der Abteilung Nachwuchsgewinnung Ärzteschaft und MFA. 50 Prozent der MFA wünschen sich flexible Arbeitszeiten, 47 Prozent der Arbeitgeber bieten sie bereits an. Bei Bonuszahlungen und zusätzlichen Urlaubstagen bieten die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sogar mehr an, als sich MFA wünschen. Überraschend: Nur 13 Prozent der MFA wünschen sich die Möglichkeit zum Homeoffice. Elf Prozent der Arbeitgeber kommen diesem Wunsch schon jetzt nach.

Weitere digitale und analoge Unterstützung

Die KV Nordrhein unterstützt Praxen auch auf anderen Wegen bei der Personalfindung, zum Beispiel über die bereits erwähnte KVbörse, die sie gemeinsam mit der KV Westfalen-Lippe betreibt. Auf kvboerse.de können Praxen Stellenanzeigen schalten und Stellengesuche von MFA einsehen.

Zudem ist die KV Nordrhein mehrmals im Jahr auf Jobmessen vertreten. „Mit der Teilnahme an den Jobmessen möchten wir unsere Mitglieder bei der Suche nach Mitarbeitenden unterstützen und viele Menschen auf den spannenden Beruf aufmerksam machen. Für einzelne Praxen wären der Aufwand und die Kosten zu groß, an solchen Messen teilzunehmen. Deswegen sind wir stellvertretend für sie im Einsatz“, erklärt König. Und es gibt noch weitere Erkenntnisse.

„Unsere Erfahrungen auf den Jobmessen haben unter anderem auch ergeben, dass es einige Menschen mit Migrationshintergrund gibt, die ein großes Interesse am Beruf MFA zeigen, jedoch weder Kenntnisse über das Berufsbild noch über die Einstiegsmöglichkeiten haben“, so König weiter. Dabei handelte es sich zum Beispiel um junge Menschen ohne Ausbildung, Krankenschwestern oder Menschen anderer Berufsgruppen ohne medizinischen Hintergrund.

Deshalb steht die KV Nordrhein auch mit der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit zum Thema MFA-Recruiting im Austausch und hat sich dort bereits über unterschiedliche Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote für Arbeitgebende informiert. Dadurch könnten Praxen offene Stellen schneller neu besetzen und die genannten Interessenten hätten bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In einer der nächsten Folgen dieser Serie werden wir detaillierter dazu informieren.

■ Simone Heimann