Abrechnungsberatung: Mehr Sicherheit im Umgang mit Honorar und Co.

Diese und andere Fragen zum Thema Abrechnung, Honorarverteilung und –systematik beantwortet Nuran Sahin mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der Abrechnungsberatung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Im Interview erzählt sie, wie sie Mitglieder und Niederlassungsinteressierte unterstützt.

Niedergelassene sind selbstständig und müssen neben der Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten dafür sorgen, dass die Praxis wirtschaftlich läuft. Wie unterstützt die Abrechnungsberatung dabei?

Nuran Sahin: Wir beraten Ärztinnen, Ärzte, Psychotherapeutinnen und -therapeuten in allen Fragen rund um das wichtige, aber auch komplexe Thema Honorar, Honorarverteilung sowie -systematik und versuchen, das Ganze verständlich und praxisnah zu erklären.

Wer kann sich beraten lassen?

Sahin: Wir begleiten von den ersten Plänen einer Niederlassung über den gesamten Lebenszyklus der Praxis: Vom etablierten Mitglied bis zum Medizinstudierenden kann sich jeder bei uns zum Thema Honorar und Abrechnung beraten lassen.

Welche Fragen werden im Beratungsgespräch besonders häufig gestellt?

Sahin: Wie setzt sich das Honorar zusammen? Was bedeuten die einzelnen Honorarbestandteile? Wie errechnen sich das Praxisbudget beziehungsweise das Regelleistungsvolumen, kurz RLV, und das Qualifikationsgebundene Zusatzvolumen, kurz QZV? Welche Leistungen werden wie vergütet? Das wird oft gefragt. Gern nutzen wir bei der Beantwortung die aktuellen Abrechnungsunterlagen der Praxis und erläutern die Punkte anhand der eigenen individuellen Zahlen und Honorardaten. Auf Wunsch gehen wir auch Seite für Seite alle Abrechnungsunterlagen durch, helfen dem Mitglied, diese zu verstehen, und stellen sie in den Gesamtkontext von Abrechnung und Vergütung. Wer seine Abrechnungsunterlagen versteht und stets prüft, entdeckt potenzielle Fehler frühzeitig. So können Niedergelassene rechtzeitig reagieren, bevor es zu Streichungen oder Rückforderungen kommt.

Wie läuft ein Beratungstermin ab?

Sahin: Im besten Fall persönlich per Online-Termin oder in den Räumlichkeiten der KV in Düsseldorf, Köln oder Aachen. Für so ein komplexes Thema empfehlen wir immer, anderthalb bis zwei Stunden für die Beratung einzuplanen. Wichtig für uns ist, dass im Rahmen der Buchung das Anliegen genau geschildert wird. So haben wir als Beratende die Möglichkeit, uns bestmöglich auf den Termin vorzubereiten.

Beraten Sie auch, wenn Praxen ihre Honorarsituation optimieren möchten?

Sahin: Ja, die genaue Analyse der Honorar- und Abrechnungsdaten gehört zu unseren Hauptaufgaben. Damit wir uns ein Bild über die Honorarsituation und die Entwicklung der Praxis machen können, benötigen wir bestenfalls neun bis zehn Abrechnungsquartale, die schon bearbeitet und abgeschlossen sind. Im Rahmen der Vorbereitung dieser Analyse achten wir auch darauf, ob alle wichtigen Leistungen abgerechnet werden. Falls nicht, sprechen wir diese an und erläutern die Abrechnungsbestimmungen.

Selbstverständlich bieten wir diesen Service auch für unsere neu niedergelassenen Mitglieder an. Zwar können wir noch keine Analyse mehrerer Quartalen erstellen, aber auch anhand der Abrechnungsunterlagen eines Quartals ist erkennbar, ob noch Wachstumspotenzial und Optimierungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Was sollten Praxen tun, wenn sie unerklärliche Honorarrückgänge feststellen?

Sahin: Die Abrechnungsberatung kontaktieren und sich unterstützen lassen. Mittels einer tiefergehenden Honoraranalyse können wir in den meisten Fällen feststellen, warum die Umsätze der Praxis gesunken sind.

Was kann dazu führen, dass der Umsatz sinkt?

Sahin: Das kann viele verschiedene Ursachen haben: Es kann an der Honorarsystematik liegen, aber auch gewisse Struktur- oder Konstellationsänderungen in der Praxis können zu einem Rückgang führen. Ein ganz einfaches Beispiel: Jobsharing. Oftmals entscheiden sich Praxen für dieses Modell, um das Honorar mit einer weiteren Kollegin oder einem weiteren Kollegen zu steigern. Das Modell Jobsharing ist aber nicht unbedingt für eine Umsatzsteigerung geeignet, da dies immer mit einer Honorardeckelung verbunden ist.Eine weitere Ursache können auch Streichungen von Leistungen sein, wenn die Genehmigung nicht vorliegt. Oder bestimmte wichtige Leistungen werden unbewusst durch die Praxis nicht mehr abgerechnet. Auch das kann zu einem Honorarverlust führen, gerade dann, wenn es sich um extrabudgetäre Leistungen handelt.

Hat die Abrechnungsberatung ein spezielles Angebot für frisch niedergelassene Mitglieder und Niederlassungsinteressierte?

Sahin: Speziell für diese Zielgruppe wurde der Kompass PraxisStart entwickelt. Dabei sind alle Beratungsteams involviert, um die neu Niedergelassenen und neu Zugelassenen auf die Tätigkeit als Vertragsärztin/arzt und Psychotherapeutin/-therapeut vorzubereiten. Wir begleiten unsere Mitglieder dann intensiv in den ersten Niederlassungsjahren: vom Umgang mit dem EBM über die Verteilung der Gesamtvergütung, die Zusammensetzung des Gesamthonorars bis zur Erläuterung der ersten Abrechnungsunterlagen.

Praxiskooperationen werden immer beliebter. Gibt es etwas zu beachten? Ist eine Abrechnungsberatung sinnvoll?

Sahin: Das ist sinnvoll – und zwar schon während der Planung, denn jede Umstrukturierung und Konstellationsänderung hat Auswirkungen auf die Honorarsituation. Die Folgen können sehr unterschiedlich sein, daher ist nicht jede Kooperationsform für jeden geeignet.
Auch die Ziele der Praxis beziehungsweise des Mitglieds können sehr individuell sein. Manche möchten nur eine Entlastung, andere hingegen suchen nach Optionen, um honorartechnisch wachsen zu können. Daher ist es enorm wichtig, alle wesentlichen Aspekte zu besprechen und zu schauen, wie sich die Änderung auf das Honorar auswirkt.

Termine für eine Beratung können ganz bequem online über das Beratungsportal unter kvnoportal.de gebucht werden.

• Das Interview führte Jana Meyer