Letzte Änderung: 06.05.2024 10:30 Uhr

KVNO: Die fachärztliche Versorgung gehört in die Praxen – nicht ins Krankenhaus!

Statement des Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. med. Frank Bergmann, zu den jüngsten Empfehlungen der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung.

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© KV Nordrhein
Dr. med. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein

In seiner vergangenen Freitag vorgelegten Stellungnahme wirbt das Gremium, dessen Mitglieder überwiegend aus dem stationären Sektor stammen, dafür, die fachärztliche Versorgung künftig nicht mehr in den Praxen, sondern an Krankenhäusern bzw. einem neu zu schaffenden Hybridbereich (Level Ii) anzusiedeln. Im Rahmen der heutigen Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Vorfeld des Deutschen Ärztetages in Mainz warnte der KVNO-Chef eindringlich vor den Folgen einer solchen Entscheidung.

„Die Regierungskommission sitzt einem folgenschweren Irrtum auf, wenn sie glaubt, dass die fachärztliche Versorgung künftig in erster Linie stationär oder in neuen hybriden Strukturen stattfinden könne. Weder organisatorisch noch medizinisch sind die Kliniken dazu in der Lage, die Arbeit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen allein zu schultern. Insofern ist es auch in der Sache grundfalsch, wenn die sogenannte Expertenkommission in diesem Kontext das Argument der ‚doppelten Facharztschiene‘ aus der Mottenkiste politischer Kampfbegriffe holt und gegen die Praxen als ineffiziente Kostentreiber wettert. Das Gegenteil ist der Fall, zumal kürzlich mit dem Gutachten des Sachverständigenrats Gesundheit & Pflege (SVR) – unter anderem beim Thema der fachärztlichen Aus- und Weiterbildung – längst sehr viel differenziertere Vorschläge in die Diskussion eingebracht wurden.

Tatsache ist: Rund 90 Prozent der Versorgung erfolgt faktisch im vertragsärztlichen System! Allein das führt den Vorwurf der Ineffizienz ad absurdum und macht die Aussage der Kommission, die von einer „Überwindung der doppelten Facharztschiene“ spricht, zu einem Fall fürs Kuriositätenkabinett. Tatsache ist aber auch: Wir brauchen zweifelsohne strukturelle Veränderungen und eine bessere Steuerung der Patientenwege, um Reibungsverluste im Gesundheitssystem zu minimieren. Wir sehen uns hier durch den SVR bestätigt. Statt einer Konzentration der ambulanten fachärztlichen Behandlungskapazitäten an Krankenhäusern brauchen wir eine gestufte Versorgung, die sich an medizinischen Kriterien orientiert und sicherstellt, dass Patientinnen und Patienten zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Versorgungsebene behandelt werden. Voraussetzung dafür ist aber die engere Vernetzung und Zusammenarbeit aller Akteure –
sicher kein Solospiel der Krankenhäuser.

Sollte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Empfehlungen der Regierungskommission folgen, sind die Konsequenzen schon jetzt absehbar: Es würde – andere Länder haben es vorgemacht – zu längeren Wartezeiten und zu einer Einschränkung des Leistungsversprechens kommen – und das wohlgemerkt aus rein ideologischen Gründen. Das können wir nicht wollen und dürfen auch nicht riskieren, dass bewährte Strukturen aufs Spiel gesetzt und das Potential des Gesundheits- und Wirtschaftsstandortes Deutschland geschwächt werden. Leidtragend wären am Ende nicht nur die Praxen, sondern vor allem die Patientinnen und Patienten.“

Kontakt

Christopher Schneider

KV Nordrhein
stellv. Pressesprecher

Telefon +49 211 5970 8280
E-Mail presse@kvno.de

Thomas Petersdorff

KV Nordrhein
Pressereferent

Telefon +49 211 5970 8109
E-Mail presse@kvno.de